Politisches Kabarett 31. März 2012
Uwe Spinder
In schwarzem Anzug, mit einem Stehtisch und ein paar tagesaktuellen Zeitungsschlagzeilen trat der Stuttgarter Kabarettist am vorletzten Samstag auf Einladung des Kulturkreises vor gut 120 Zuhörern in der Wiesengrundhalle auf. Sein wohltuend bissiges Programm, eine zum Thema passend hergerichtete Bühne mit Lichteffekten in allen politischen Couleurs sowie eine gemütliche Bewirtschaftung sorgten für einen schönen Kabarettabend und ein begeistertes Publikum.
Schon gleich zu Beginn stellte Spinder dar, worum es ihm auf der Bühne geht. Kein Geblödel, keine Comedy, keine Maskerade oder Schauspielerei, sondern politische Satire pur, ganz im Stile des klassischen Kabaretts.
Im Mittelpunkt des Abends standen für Spinder dabei die Aktualitäten der vergangenen Tage. So kommentierte er spöttisch den Aufstieg der Piratenpartei, die die Zukunft Deutschlands „in ihrer Lab-Top-Community, per Mailinglisten in Shitstorms auf ihrer Cloud“ gestalten wollen, aber keine Ahnung von Politik haben. Der neue Bundespräsident „Sankrosankt Gauck“, der so herzlich sei, dass man gar auf Hirn verzichten könne, stehe für ein zeitgemäßes „Empört euch nicht!“ und wurde ebenso genüsslich abgewatscht wie sein Vorgänger, der für Spinder ein „Schaf im Wulffspelz“ darstellte. Natürlich durften auch an diesem Abend Gags über die FDP „fast drei Prozent“ und deren Parteivorsitzenden Philipp Rösler nicht fehlen. In ihm sieht Spinder den selbsternannten „Chefkomiker“ in „Guidos Quatsch- und Comedyclub“. Vom Vizekanzler war es damit nicht mehr weit zur Kanzlerin, die Spinder zur „Mutter Teresa der Eurorettung“ kürte. Auch Merkels Ankündigung die Finanzmärkte schärfer zu kontrollieren, geißelte der scharfzüngige Satiriker als das, was es in wirklich ist, nämlich leere Sprechblasen, vor denen kein „Scheinheiliger“ in Furcht oder Schrecken gerät. „Gottseidank“, atmete Spinder auf, „können wir da im Ländle mit besserem Personal aufwarten“. Aus seiner Heimatstadt wurde inzwischen „Greengart“, Ober-Realo Fritze Kuhn werde demnächst Stuttgarter OB, und Landesvater Kretschmann kürzlich von Ratekönig Günther Jauch zum „Papst von Baden-Württemberg“ berufen. „Endlich ein Landesvater, der so langsam spricht, dass das Denken beim Sprechen die Richtung wechseln kann“, spottete er. Und auch an den beiden Amtsvorgängern ließ Spinder kein gutes Haar und fragte sich, wo das „atomare Rumpelstilzchen Mappus“ nun wohl seine Restlaufzeit ausstrahlen könne und warum Günter Oettinger, als EU-Energiekommissar immer so viel „heiße Luft“ absondern müsse. Bundesweit seien die grünen „Strahlemänner“ längst schon zu „Kreidefressern“ mutiert, so rechnet Spinder 2013 doch mit einer Regierungsbeteiligung der Partei. Eine Claudia Roth könne dann „Bundesbetroffenheitsministerin“ werden, ein Cem Özdemir Bundesaußenminister, schließlich kenne sich der „Bonsai-Obama“ aus Bad Urach mit den Flugmeilen aus.
Nach vielen satirischen Spitzen zum bundes- und landespolitischen Geschehen, die Spinder mit beeindruckender Pointendichte vortrug, folgten etwas allgemeinere Themen, die der Wortkünstler ebenso köstlich wie witzig behandelte, und in der Bemerkung gipfelten: „Wir wollen doch keine Riesterrente, sondern Riesters Rente.“
Nicht nur dafür gab es vom Publikum die volle Zustimmung, dass Spinders Auftritt am Ende mit minutenlangem Beifall beklatschte und den sympathischen Schwaben zu zwei stimmungsvollen Zugaben aufforderte. Abschließend bedankte sich Spinder seinerseits beim Publikum und dem Vereinsvorsitzenden Lothar Vieth für den äußerst gelungenen Kabarettabend, der in zwei, drei Jahren mit neuem Programm sicher seine Fortsetzung finden wird.
Horst Maybauer
Politisches Kabarett 31. März 2012
von und mit UWE SPINDER
Armes Deutschland! - Unter diesem Titel zündet der Kabarettist ein wahres Pointenfeuerwerk (...) Druckfrisch aus der Tagespresse serviert er topaktuelle Schlagzeilen, die er zur Erheiterung des Publikums gekonnt zerpflückt. Wenn Spinder loslegt, lassen die Mächtigen Federn. Schonungslos wirft er einen Blick hinter die Fassaden der Politik- und Finanzwelt und entlarvt satirisch die Machenschaften der Regierenden. Mit subtiler Intelligenz vermag er die Nadelstiche genau dort zu setzen, wo sie den Nerv des Publikums treffen. Zu Werke geht er dabei mit einer großen Portion Humor."