Ausstellung Sylvia Stadelmann 18. März 2012

Kalligraphie - mehr als Wörter

Gleich mit der ersten Ausstellung in diesem Jahr am Sonntag, 18. März  wurde dem Kulturkreis Nufringen bestätigt, wie populär die Vernissagen im Nufringer Rathaus sind. Die Sitzplätze im Ratssaal waren vollständig trotz zusätzlicher Bestuhlung belegt, so dass einige interessierte Besucher mit Stehplätze vorlieb nehmen mussten.

Die für den Kulturkreis Nufringen zuständige Beirätin Jacqueline Vieth, die die Ausstellungseröffnung gekonnt moderierte, gelang mit der Gewinnung der Künstlerin Sylvia Stadelmann einen gelungenen Glücksgriff.  

Seit 1985 beschäftigt sich Sylvia Stadelmann mit der Kunst der Kalligraphie, nämlich die Fertigkeit Buchstaben, Wörter und Sätze in eine kunstvolle, ästhetische Form zu bringen. Der Ehemann der Künstlerin, Bernd Stadelmann, ließ die  interessierten Zuhörer teilhaben über die Entstehung ihrer Werke, die nicht nur das Schönschreiben beherrscht, sondern auch als Malerin beide Elemente auf ideale Weise miteinander verbindet. In ihren Bildern finden wir Farben von zarten, durchscheinend – zerbrechlichen Blütenblättern und hingehauchten Farben auf Früchten ebenso wie das Uzurleuchten des Mittelmeers. Die entstandenen Kunstwerke, bestehend aus Bild und Kalligraphie, sind vergleichbar mit einer künstlerischen Komposition wie eine Partitur eines Konzerts. Beim längeren Betrachten der Bilder spürt man die ausgehende Botschaft der Künstlerin. Die Botschaften mit bildnerischen Mitteln in einer begrenzten Fläche, Form und Farbe, fügt Sylvia Stadelmann auch noch die Sprache mit Schriftzeichen hinzu. Wir als Publikum schauen, wir sehen, wir lesen, und wir erleben Kunst. 

 

Die Künstlerin lässt sich inspirieren durch ihre Reisen und dem bewussten Hinschauen der Landschaftsfarben, woraus sie die Kraft schöpft, imaginäre Landschaften zu malen. Ebenso ist für Silvia Stadelmann die Literatur für ihre Schriftkomposition sehr wichtig. Die Künstlerin kann sich ein Leben ohne Literatur nicht vorstellen.  Beispielhaft wurde das Bild der Künstlerin mit kalligraphisch versehenem Zitat von Saint Exepery hervorgehoben, auf dem ein scheinbar unerreichbarer aber zu erahnender Horizont zu sehen ist mit dem filigranen Text,: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“.

 

Es lohnt sich die Bilder der Künstlerin zu betrachten und sich dafür Zeit zu nehmen.  Die Ruhe der Arbeiten schafft Zufriedenheit und für kurze Zeit sind die Belastungen des Alltags wie weggewischt

 

Die musikalische Umrahmung übernahm als Ohrenschmaus die aus Tübingen stammende a capella-Gruppe XANG. Die Zuhörer waren begeistert über die 7-stimmingen harmonischen Kreationen und auch altbekannten Klassikern. Die mit Humor, aber durchaus mit musikalischer Präzision dargebrachten Stücke, verführten zum Mitmachen des Publikums mit anschließendem lautem und langanhaltendem Beifall, so dass die Gruppe an einer Zugabe nicht vorbei kam.

 

Die Bürgermeisterin, Frau Binninger, ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, das Highlight zu entgehen und lobte den Kulturkreis als Veranstalter, die a capella Sänger und insbesondere die Künstlerin. Im Zeitalter des Computers sei die Kunst der Kalligraphie – so die Bürgermeisterin - von ganz besonderer Bedeutung. 

 

Bei Sekt oder anderen Getränken konnten sich die Besucher nach den Vorträgen an Bistro-Tischen über das Gehörte und Gesehene austauschen. Die Ausstellung ist noch bis 27.04.2012 zu besichtigen. Eine Preisliste der 39 Werke liegt aus.

                             

Horst Maybauer

Die Künstlerin benützt Sprachzeichen, also Schrift um damit Bilder - Schriftbilder - zu gestalten. Oder andersherum gesagt, Ihre Bilderschrift ist das Medium für Botschaften und Gedanken, die sie festhalten und weitergeben möchte. Dazu greift sie auch auf schon Bestehendes, Gedachtes zurück, das sie in der Literatur aufspürt und das ihr wichtig erscheint. Sichtbar will sie es machen, ins Gedächtnis ihrer Mitmenschen einbrennen, möglichst für die Ewigkeit.  So entsteht ihre Kunst, Kunst aus Buchstaben, Kunstwerke aus Schrift von magischer Wirkung, in ihren Bildern findet man die ursprüngliche einfache Ausdruckstechnik der Höhlenmalerei wie auch die ästhetisch formale unserer modernen Zeit. Wie sie diese beiden Elemente zusammenbringt, das entbehrt nicht eines gewissen Charmes und wirkt auf den Betrachter unwiderstehlich, manchmal geheimnisvoll, aber auch immer reizvoll. 

Sieben jung gebliebene Männer, die ganz ohne Instrumente, alte und neue Klassiker, Rock und Pop Songs, Soul und Schlager zum Leben erwecken. Sieben Stimmen ein Klang das ist Xang. Wir erfahren von archaischen Auseinandersetzungen unter Männern und Stillblüten maskuliner Problembewältigung. Das spiegelt sich auch in den gewitzten Texten der eigenen Lieder wieder, die sich meist auch typischen Männerproblemen widmen. Bei alledem schwingt aber durchweg die sichtliche und hörbare Freude des Septetts am gemeinsamen Musizieren mit, die sich auch an ihrer ausgefeilten Performance zeigt. Das Publikum wird immer wieder mit in die Show, integriert, als Mandolinenchor für einen Klassiker aus Italien, als Backgroundstimmen für Udo Jürgens oder bei gesangsartistischen „call and response“ -Spielereien.
Die sieben Tübinger Sänger schaffen es das alles zu einer kurzweiligen Einheit verschmelzen zu lassen. Xang ist eine Show für sich, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Mehr unter www.xang-acappella.de