Jahresausflug nach Colmar 3.9.2015

Informative Zeitreise ins Elsass

 

Mit Butterbrezeln versorgt, fuhr der Kulturkreis Nufringen in westlicher Richtung nach Colmar als drittgrößte Stadt im Elsass und Hauptstadt des Département Haut-Rhin. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus 6 Jahrhunderten.  Dort wurden wir von einer freundlichen und wissensreichen Stadtführerin empfangen, die uns von ihrem Wissen in lockerer Atmosphäre teilhaben ließ.

Colmar wurde als Königsgut unter dem Namen Columbarium im Jahr 823 erstmals urkundlich erwähnt und wurde etwa 1226 vom römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. zur Stadt erhoben. Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. besetzten Colmar im Jahr 1673 und 6 Jahre später wurde Colmar Frankreich zugeschlagen. Nach Ende des Krieges 1870/71 wurde Colmar Teil des neugebildeten Reichslandes Elsass-Lothringen (Deutsches Kaiserreich). Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde Colmar zusammen mit dem übrigen Elsass wieder Teil von Frankreich. Im Zweiten Weltkrieg gehörte Colmar zum Großdeutschen Reich. Am 2. Februar 1945 wurde die Stadt wieder Frankreich einverleibt.

 

In Colmar befinden sich zahlreiche bedeutende Bürgerhäuser aus dem Mittelalter und der Renaissance, die der Altstadt über die Jahrhunderte ihren Charakter erhalten haben. Prachtvolle Beispiele sind das für einen Hutmacher erbaute Pfisterhaus sowie das Kopfhaus im Renaissance-Stil, dessen Fassade mit mehr als 100 Köpfen verziert ist. Ebenso eindrucksvoll ist das im Klassizismus errichtete Gerichtsgebäude in der Grand Rue. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die verschiedene Viertel in dieser Stadt. Zum Beispiel Petite Venise (Klein Venedig), das sehr schöne Häuser und Brücken beherbergt und an das ehemalige Gerberviertel angrenzt. Imposant sind die drei großen Kirchen der Stadt: Das gotische Martinsmünster als Hauptkirche, die Dominikanerkirche mit der Schongauer-Madonna und nicht zuletzt die ehemalige Franziskanerkirche, die heutige protestantische Kirche Saint-Matthieu mit einer Orgel von Andreas Silbermann. Im Unterlinden-Museum befindet sich der Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Isenheimer Altar. Ebenso sind Werke von Lucas Cranach dem Älteren und Hans Holbein ausgestellt.

 

Natürlich war nach so viel Wissensverarbeitung eine längere Mittagspause notwendig. Im Restaurant „Wistub Pfeffel“ im Zentrum von Colmar kamen dann auch der Magen und der Gaumen zu ihrem Recht. 

Auf unserem Weg nach Kaysersberg nahmen wir einen kleinen Umweg über den Col de la Schlucht. Diese Schlucht ist eine geschichtlich hoch interessante kulturelle, religiöse und linguistische Grenze. Lange Zeit war die Schlucht eine deutliche, teilweise erwünschte Trennlinie zwischen zwei kulturell und geistig kontrastierende Gemeinschaften. Z. B. die Jahrtausende alte Sprachgrenze, die den alemannischen Sprachraum von dem romanischen im Westen trennt.

 

In Kaysersberg angekommen fallen zuerst die auf vielen Häusern zu sehenden Storchennester mit sitzenden, an- und abliegende Störche auf – ein wahres Spektakel. Unser Ziel waren insbesondere die Kirche Sainte-Croix mit der übergroßen Christusfigur und ein Schnitzaltar von Hans Bongart aus dem Jahr 1518 sowie die Besichtigung des Albert-Schweitzer-Museums. Das Museum bietet Ausstellungsstücke aus dem Leben des in Kaysersberg geborenen deutschen Missionsarztes Dr. Albert Schweitzer (1875-1965). Die Stadt gehörte damals zum Deutschen Reich. In geschichtlicher Verbundenheit pflegt Kaysersberg eine Partnerschaft mit Lambaréné in Gabun, wo Dr. Albert Schweitzer in dem von ihm gegründeten Urwaldhospital gewirkt hatte. 

 

Ein hochinteressanter Tag ging dann mit einer fröhlichen Abschlusseinkehr in der Kropfmühle in Seewald seinem Ende entgegen.

 

Horst Maybauer